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PRÄAMBEL

Jazz ist ein Netzwerk musikalischer Praktiken, deren Ursprünge in den USA des 20. Jahrhunderts liegen.

Die Entwicklung einer musikalischen Persönlichkeit ist im eigenen Verständnis von Jazzmusiker:innen eng mit dem Ausbilden einer individuellen Klangsprache verbunden, die als Ausdruck ihres sozialen, musikalischen und biografischen Hintergrundes fungiert.

Als zeitgenössische, improvisierte Musik, die sich sowohl aus der afroamerikanischen als auch anderer globaler Kunstmusik- und ethnischen Musiktraditionen nährt, ist Jazzmusik ein eigenständiger und lebendiger Teil der Musikkultur in Deutschland. Als afrodiasporische Kunstform ist der Jazz ein prägender Teil des aktuellen musikalischen Diskurses, greift in besonderem Maße die Themen unserer Gegenwart auf und reflektiert diese künstlerisch. Mit seiner vielgestaltigen Identität entwickelt und erkennt der Jazz historische, geografische und kulturelle Querverbindungen an. Auch deswegen wird der Jazz vom Publikum gerne mit dem Begriff der Freiheit assoziiert – in der Geschichte dieser Musik war und ist die Freiheit ein oftmals gefährdetes und gegen Widerstände verteidigtes Gut. Tatsächlich ist der Freiheitsbegriff zentral für das Potenzial des Jazz, Zuschreibungen von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Ethnizität zu überwinden.

Insbesondere aber die Improvisation als Kulturtechnik stellt dabei in einer Welt mit immer komplexeren Zusammenhängen eine besondere Kompetenz dar. Den genuinen Eigenschaften des Jazz – Internationalität, Transkulturalität und Kreolität – kommt eine wachsende Bedeutung zu.

Den Jazz als Ausdruck einer künstlerischen Haltung und als kulturelle Praxis dauerhaft und systematisch zu stärken, ist somit eine zeitgemäße Herausforderung der Kulturpolitik, denn Darbietung und Rezeption haben in den vergangenen Jahren eine beispiellose Entwicklung genommen, die wesentlich den Reichtum der zeitgenössischen Musikkultur prägt und ihre Wirkung in anderen Kunstgattungen wie Film, Theater, Literatur oder Bildende Kunst entfaltet.

Darüber hinaus lockt die Vielfalt an Stilen und möglichen Konstellationen zur Verwirklichung musikalischer Vorhaben inzwischen Musikerinnen und Musiker unterschiedlichster Nationalitäten nach Deutschland, um selbst Teil der neuen Entwicklungen des Jazz hierzulande zu sein. Als Musik, deren Herzstück sowohl das Konzert und sein Erleben als auch die Begegnung über Tonaufnahmen ist, ist der Jazz zunehmend herausgefordert, den fundamentalen Umwälzungen des Musikmarktes mit anhaltender Innovation zu begegnen.

Der Deutsche Jazzpreis verfolgt das übergeordnete Ziel, mehr kulturelle Vielfalt in der musikalischen Praxis und in der Lehre, im Kulturmanagement ebenso wie in der Tonträgerproduktion und in der Dokumentation zu schaffen, zu leben und zu vermitteln. Alle Akteur:innen sollen hochgradig mobil werden, Netzwerke bilden und neue Konzepte und Formate für die Aufführung, Aufzeichnung und Verbreitung von Jazz und improvisierter Musik entwickeln.

Seine Innovationskraft in all seinen Facetten auszuzeichnen und einem diversen Publikum neue Wege zum Jazz zu vermitteln, ist Zweck des Deutschen Jazzpreises.

Er soll als Orientierung für Interessierte aller gesellschaftlichen Gruppierungen im In- und Ausland dienen und fußt auf dem Selbstverständnis, dass Jazz und Improvisierte Musik zum kulturellen Bildungskanon gehören. Der Deutsche Jazzpreis reflektiert dabei die gesellschaftliche Bedeutung dieser Musik und orientiert sich in seinen Vergabekriterien zuallererst an künstlerischen Gesichtspunkten.